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Was ist Ganzheitsmedizin? Teilgebiete der Medizin, wie die Chirurgie, die innere Medizin oder die Kinderheilkunde sind klar definierte Fachbezeichnungen. Deshalb stellt sich unmittelbar die Frage: "Was ist überhaupt Ganzheitsmedizin?". Es besteht großer Erklärungsbedarf auch deswegen, weil "ganzheitlich" heutzutage zu einem Modewort avanciert ist, das uns in allen Bereichen des täglichen Lebens begegnet.
Wir wollen durch die Definition des Begriffes Ganzheitsmedizin einen einheitlichen Sprachgebrauch erreichen und gleichzeitig mithelfen, eine neue Richtung in der Medizin zu etablieren, die es in dieser Form bisher noch nicht gibt. Bisher existiert ein Gegensatzpaar: Auf der einen Seite die "Schulmedizin", die fast ausschließlich den Körper des Menschen sehen will und auch nur diesen behandelt, auf der anderen Seite die "alternative Medizin" oder "Komplementärmedizin" mit z.T. alten wiederentdeckten Heilmethoden, mit denen sich die meisten Ärzte nicht auseinandersetzen. Die Folge ist das Entstehen eines riesigen und unübersehbaren Esoterik- und Psychomarktes, auf dem sich viele Heiler und Selbsternannte tummeln, die ohne Ausbildung und noch dazu mit fragwürdigen Methoden Hoffnungen auf Heilung erwecken, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.
Ganzheitsmedizin will diese Lücke schließen und gehört ausschließlich in die Hände von Ärzten. Sie hat die Aufgabe, mit dem Hintergrund ärztlichen Wissens die Methoden und Therapierichtungen zu sammeln, für die zumindest im Denkmodell naturwissen- schaftliche Erklärungsmöglichkeiten bestehen, um diese seriös und gezielt da anzuwenden, wo eben nebenwirkungsfrei Heilung erzeugt werden kann. Grundvoraussetzung ist dabei, daß der Mensch aus Körper, Seele und Geist besteht und die Schulmedizin als Grundlage in die Ganzheitsmedizin einbezogen wird.
Wünschenswert ist eine Medizin der Zukunft, in der ganzheitsmedizinische Ärzte behutsam versuchen, Krankheitsursachen mit natürlichen Mitteln zu heilen und keine Medizin, die beschädigte Maschinen wieder repariert.
Die Ganzheitsmedizin ist kein starres Gebilde mit festgefügten Grenzen, sondern eine im Fluß befindliche neue Richtung in der Medizin. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Einheit von Körper, Seele und Geist des Menschen zu achten und den ganzen Menschen mit all seiner Vielfalt zu behandeln.
Nicht Symptome sollen bekämpft werden, sondern Gesundheit soll durch Heilung wiederhergestellt werden.
Die wichtigsten Grundlagen sind:
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- Ganzheitsmedizin berücksichtigt in allen diagnostischen und therapeutischen Bemühungen
Körper, Seele und Geist des Menschen. Eine Betrachtung z.B. nur des Körpers und da womöglich auch nur einzelner Teile muß immer Stückwerk bleiben, viele Krankheitsursachen bleiben ungeklärt und somit für ein erneutes Auslösen einer Erkrankung bestehen. Je mehr Faktoren einer Erkrankung bekannt sind, desto größer ist die Chance, eine Erkrankung auch zu heilen. Viele Krankheitsfaktoren liegen zunächst auf seelisch- geistigem Gebiet, ehe sie sich körperlich manifestieren. Dieses muß berücksichtigt werden.
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- Die Schulmedizin ist Grundlage der Ganzheitsmedizin und somit voll integriert.
Ganzheitsmedizin möchte nicht trennen, sondern verbinden. Therapeutisch muß allerdings nicht immer gleich mit "Kanonen auf Spatzen geschossen" werden, so daß die Kenntnis eines Heilkräutertees oder einiger Akupunkturpunkte eben das Antibiotikum z.B. bei einer Bronchitis vermeiden kann.
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- Ganzheitsmedizin ist keine Ideologie, die darauf beharrt, den "allein seelig machenden"
Weg gefunden zu haben, sondern viele Wege führen zum Ziel. Wertfreiheit ist ein wichtiger Grundsatz der Ganzheitsmedizin. Ganzheitsmedizin ist lehrbar und lernbar und nicht abhängig von besonderen Fähigkeiten einzelner Personen.
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- Ganzheitsmedizin wird ausschließlich von Ärzten praktiziert und verlangt eine qualifizierte
Ausbildung. Das schulmedizinische Universitätsstudium ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung, denn nur so ist es möglich, wichtige Krankheitsbilder oder gar lebens- bedrohliche Situationen zu erkennen und in Kenntnis der Schulmedizin die richtige, möglichst sanfte Therapie zu finden. Patienten können in ihrem Wunsch, mit alternativen Heilverfahren behandelt zu werden, sicher sein, nicht gleichzeitig wichtige schulmedizinische Behandlungen zu verpassen. So kann in der Ganzheitsmedizin z.B. in der Behandlung von Heuschnupfen fast immer auf Cortison verzichtet werden, ein Patient mit Nebenniereninsuffizienz (Erkrankung der Nebenniere) wird Cortison als lebensnotwendigen Ersatz aber benötigen. Cortison als nebenwirkungsreich grundsätzlich abzutun, wäre u.U. sogar lebensgefährlich.
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- Ganzheitsmedizinische Methoden sind weitestgehend nebenwirkungsfrei. Ziel einer
Behandlung ist die Heilung einer Krankheit und nicht das Bekämpfen von Symptomen. Dies wird an einem Beispiel deutlich. Ein Patient, der womöglich schon länger unter Kopfschmerzen leidet, kann mit einem Schmerzmittel eben nicht geheilt werden. Das Symptom Schmerz wird durch das Schmerzmittel lediglich vorübergehend betäubt. Trotzdem aber wird den meisten Kopfschmerzpatienten nur ein Schmerzmittel als Therapie angeboten. Heilung bedeutet in diesem Zusammenhang, das Auftreten der Kopfschmerzen nebenwirkungsfrei z.B. mittels Akupunktur oder Homöopathie und vielleicht dem Erlernen eines Entspannungstrainings zu verhindern und daß dieser Zustand auch nach Abschluß der Therapie erhalten bleibt.
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- Ganzheitsmedizin bietet einen seriösen Weg durch die vielen tausend Heilangebote und
verwendet nur die Heilmethoden, für die zumindest ein naturwissenschaftliches Denkmodell existiert. In jedem Fall bettet die Ganzheitsmedizin eine Heilmethode in ihren Gesamtrahmen ein, so daß nicht Hoffnungen auf Heilung bei Methoden entstehen, die nicht gerechtfertigt sind. So ist die Akupunktur z.B. bei Schmerzen oder in der Allergiebehandlung eine ausgezeichnete Methode mit hohen Erfolgsausichten, die Aromatherapie zwar auch eine Methode der Alternativmedizin, in der Komplexität und Wirksamkeit jedoch in keiner Weise mit der Akupunktur vergleichbar und somit auch für die Ganzheitsmedizin zu vernachlässigen.
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- Ganzheitsmedizin ist immer eine individuelle und persönliche Medizin, die das Wohl und
die Gesundheit des einzelnen Menschen in den Vordergrund stellt. Das bedeutet, wenn bei 99 Patienten eine bestimmte Therapie erfolgreich war, muß das beim 100. Patienten nicht auch so sein. Die individuelle Situation jedes einzelnen Patienten steht im Vordergrund und nach den Belangen des einzelnen Patienten muß auch behandelt und entschieden werden.
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